Ich erlebe Melanie nur virtuell und nur via Audio, aber ihr Drive ist sofort präsent. Allein akustisch versprüht sie eine Energie, die ansteckend ist: super lebendig und in ihrer Grundhaltung motivierend optimistisch.
Es ist sicher nicht selbstverständlich, wenn Lehrlinge in ihrer Ausbildung mutig ausdrücken, wie sie am liebsten gefordert werden wollen, aber Melanie war bereits als Teenagerin dieser Typ: ehrgeizig und voller Ideen. Eine die genau weiss, was sie will. Nach einer kurzen Zeit als Au-pair in Lausanne, beginnt sie eine Handelslehre bei der Schweizerischen Post an der Lenk und merkt ein Jahr später: «Mir ist langweilig». Genau das sagt sie ihrem Chef. Der hört zu und versetzt Melanie nach Gstaad. «Meine Ausbildung dort war vielseitiger: vom Butler bis zum Landwirt hatte ich alle am Schalter.
«Meine Karrierewege haben sich glücklicherweise immer einfach so ergeben.»
Melanie schliesst als Detailhandelsfachfrau ab. Danach beginnt sie einen Job als Allrounderin bei der Post, gewinnt viele neue Einblicke und übernimmt schon bald eine Poststelle. Als Teamleiterin trägt sie mit nur 21 Jahren die Verantwortung für den Innendienst, den Schalter und das Zustellungspersonal.
«Das war meine erste Führungsrolle und ich bin dankbar, damals einen tollen Götti gehabt zu haben. Er coachte mich und gab mir die Sicherheit im Job. Er hat Wertschätzung vorgelebt und konstruktiv Feedback gegeben. Das hat mich weitergebracht.»
Zwei Jahre bleibt sie im Schaltergeschäft und merkt, wieviel Spass sie am Kundenkontakt hat. «Das wollte ich weiterverfolgen.» Doch auf ihre Bewerbungen bei der Post Finance bekommt sie nur Absagen und die Rückmeldung: «zu jung für den Aussendienst.» Allerdings, gibt ihr die Zürich Versicherung eine Chance. Namentlich ist es ein gewisser Kurt Sahli, der Melanie unterstützt und einstellt. Sie lernt viel und schnell, bildet sich parallel im Versicherungslehrgang VBV weiter.
«Führung heisst, Vorbild sein! Ich möchte Werte vorleben und nicht nur darüber erzählen. Es ist der Schlüssel, um Vertrauen zu gewinnen.»
Nach nur zwei Jahr wechselt ihr Chef und der Neue, sagt sie, lebte andere Werte. «Das hat nicht gut zu mir gepasst. Hierarchie um der Hierarchie wegen, ist nicht meins. Ich suche Transparenz, Ehrlichkeit und Augenhöhe.» Deshalb entscheidet Melanie zu gehen. Als Beraterin für Firmenkunden im Finanzsektor wechselt sie nun doch zur Post Finance, macht parallel eine interne Bank-Passarelle und stellt sich noch breiter auf. Sechs Jahre wird sie ihrem Arbeitgeber treu bleiben, sich mehr als vier davon wohlfühlen.
Ihre Probleme beginnen, als sie sich für Führungsthemen interessiert. Plötzlich nimmt sie Gegenwind wahr. Plötzlich ist ihre Arbeit nicht mehr gut genug. Plötzlich verliert sie den Spass. «Das ist natürlich meine persönliche Wahrnehmung, aber sie führte dazu, dass ich immer weniger motiviert war und mit Ende 29 gehen wollte.»
Melanie wechselt in den Aussendienst der Gebäudeversicherung Bern. «Ich war skeptisch, aber mein Chef hat mich im Bewerbungsgespräch überzeugt. Schnell konnte ich mich beweisen und nach der Probezeit erneut in Führung gehen. Das waren tolle vier Jahre! Ich durfte Quereinstiege unterstützen und Menschen entwickeln. Gemeinsam haben wir Neues ausprobiert.»
«Wir diskutieren offen unsere Unterschiede und finden konstruktiv zu den hoffentlich besten Lösungen. Man kann sich die Meinung sagen und findet Gehör.»
«Vielleicht war die Zeit noch nicht reif. Eine Frau in meiner Position und schwanger – das hat für Verstörung gesorgt und irgendwann das Arbeitsverhältnis gelöst. «Gut so», sagt Melanie heut. «Sonst wär ich nicht zur Baloise gekommen.»
Es ist ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Kurt Sahli ist längst Generalagent Solothurn/ Oberaargau und ein Befürworter von Diversität im Aussendienst. Er bietet ein Jobsharing zweier Kundenberaterinnen: ein Novum im Markt! So findet Melanie als junge Mutter zurück in den Kundenkontakt und in die Verkaufsleitung. «Bei uns arbeiten 50% Frauen und 50% Männer. Wir diskutieren offen unsere Unterschiede und finden konstruktiv zu den hoffentlich besten Lösungen. Man kann sich die Meinung sagen und findet Gehör. So macht es richtig Spass, zu arbeiten.»
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