Diffus ist - vorweg gesagt - schonmal das richtige Stichwort. Wir nehmen erstmal nur an, unsere Meinung könnte negative Effekte mit sich bringen. Wir wissen es letztlich aber nicht. Und diese diffusen Ängste versetzen uns in Starre: Wir schweigen lieber, als dass wir es versuchen.
«Gegenfrage: Was passiert, wenn du nicht den Mut findest, deine Meinung zu äussern?»
Stellen wir uns dein Schweige-Szenario vor! Was passiert?
Könnte es sein, dass du auf einen wichtigen Denkfehler hingewiesen hättest, der nun begangen wird? Könnte es sein, dass du einen entscheidenden Aspekt eingebracht hättest, der nun in der Gesamtüberlegung fehlt? Deine Meinung ist wichtig. Sie fördert die Debatte und kann alle Beteiligten gedanklich weiterbringen.
«Wichtig ist, wie du etwas formulierst.»
So lassen sich auch schwierige Themen adressieren. Einfach nur etwas zu behaupten und zu sagen, "ist so" – wirkt rechthaberisch und stösst bei deinem Gegenüber vermutlich nicht auf Offenheit. Deine Meinung aber in Form einer Frage zu formulieren, kann ihr eine gefühlte Schärfe bzw. Absolutheit nehmen.
Haben wir schon bedacht, dass … ? Könnte es hilfreich sein, wenn …?
So bringst du dich ein, aber nicht in den Vordergrund. Deine laut formulierten Überlegungen können Veränderungen bewirken. Wenn du schweigst, ändert sich nichts.
Ja, vielleicht ist das, was du sagst, unpopulär. Vielleicht machst du dich dadurch angreifbar. Vielleicht stösst du mit deinem Einwurf auf Gegenwehr und vielleicht bleibst du allein. Aber mehr passiert im allerschlimmsten Fall auch nicht und dieser Fall ist – wenn wir ehrlich sind – eine Rarität. Je öfter du dich traust, deine Meinung konstruktiv zu formulieren, desto mehr positive Erfahrungen wirst du machen. Garantiert mehr positive als negative.
«Je öfter du dich traust, desto mehr positive Erfahrungen wirst du machen.»
Wie bei Vielem im Leben sind die Extreme polarisierend: Wer immer zu allem eine Meinung hat, gilt schnell als Besserwisser. Wer nie was sagt, als graue Maus und wird wenig ernst genommen. Überleg dir, wo du wirklich ein Stake drin hast: Was ist dir wichtig? Und was passiert, wenn du deine Gedanken nicht laut formulierst? Wenn du zu einer oder gar beiden Fragen eine grosse Emotion in dir spürst, könnte es sich lohnen, den Mund aufzumachen. Dies mit der nötigen Wertschätzung aller anderen Argumente am Tisch! Denn sei dir sicher: Auch andere brauchen Mut, die eigene Meinung auszusprechen.