Im vergangenen Jahr hat sich bei uns Revolutionäres ereignet. Der Weg in unser internes Programm zur Entwicklung von Leadership-Qualitäten führt nicht mehr länger über einen Nominationsprozess sondern über eine Bewerbung. «Das heisst», erklärt Astrid, «nicht Führungskräfte schlagen Talente vor, die sie entwickeln wollen, sondern die Mitarbeitenden selbst übernehmen Verantwortung für Ihre Entwicklung.
In einem Auswahlverfahren formulieren sie ihre Job-Situation, ihre Werte und ihre Ziele, anhand derer wir gemeinsam entscheiden, ob es im Sinne der Organisation zur jeweiligen Rolle bzw. zum jeweiligen Menschen passt, die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.» Die Resonanz auf diesen intrinsischen Ansatz ist gross. «Wir hatten etwa 50% mehr Bewerber als Plätze.»
Es sind genau diese Gestaltungsräume, die es Astrid angetan haben. «Bestehendes zu hinterfragen und mutig wie menschlich anders zu denken: Da schlägt mein Herz höher.» Natürlich war es ein langer Weg bis wir von der Nomination zur Bewerbung fanden. Die Baloise aber folgt hiermit ihrer Überzeugung, dass der Mensch an sich lernen will und gibt ihren Mitarbeitenden mehr Eigenverantwortung.
Die Bewerber erkennen im Prozess - in der Auseinandersetzung mit sich selbst - welche nächsten Schritte sie fachlich wie persönlich weiterbringen und gleichzeitig die Organisation. «Es geht um Führungsentwicklung, nicht Führungskräfteentwicklung. Das ist ein wichtiger Unterschied.»
Nach der Schule ging es für Astrid, die in der Ostschweiz gross geworden ist, erst auf die Handelsschule nach St.Gallen, danach ins Studium der Betriebswirtschaft mit Vertiefung Führung & Personalentwicklung. «Ich hatte damals auch an Zahlen Spass, spürte aber: Wann immer es menschelte, blühte ich auf. Das ging mir schon als Schülerin so - als Leiterin im Blauring bei der Jungwacht.»
Ihre erste HR-Funktion übernahm Astrid mit Mitte 20 in einer Maschinenbaufirma am Bodensee. «Der perfekte Einsteigerjob», betont sie heute. «Ich bearbeitete sämtliche klassischen HR-Aufgaben für unsere 300-400 Mitarbeitenden, musste mich als junge Frau in einem gestandenen technischen Umfeld behaupten, und genau das liess mich wachsen.»
«Bestehendes zu hinterfragen und mutig wie menschlich anders zu denken: Da schlägt mein Herz höher.»
Astrid ist dieser Typ, der nie stehenbleiben möchte und sich stets fragt: What’s next? – Sie nahm mutig die Stelle ihres Chefs an als der - nur ein Jahr nach ihrem Berufseinstieg - die Firma verliess. Im Anschluss entschloss sie sich zu einer Weiterbildung im Bereich Business Process Excellence, lernte dort ihren heutigen Mann kennen und verliess - mit diesem privaten Neuanfang - ihre Heimat. «Ich war 30 als ich zur Baloise kam, als Business Partnerin in Bern. Man hatte mir zwar eine Absage erteilt, aber ich fragte mit etwas Abstand erneut an, und meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.» Nach ihrem ersten Kind reduzierte Astrid auf 40% Teilzeit, fühlte sich aber selbst wenig effizient: Sie suchte und fand eine Möglichkeit, am Baloise Hauptsitz in Basel eine neue Rolle zu übernehmen. «Projekt-& Prozessmanagement im HR Schweiz - verbunden mit der Frage: Wie erreichen wir bestimmte Ziele? Das war genau mein Ding!»
Auch in dieser Rolle verblieb Astrid nicht lange. Sie stockte ihr Pensum auf 60% auf, übernahm eine Teamleitung und nach der Geburt ihres 2.Kindes die Leitung des HR Service Centers. «Erneut eine Revolution», erinnert sie sich. «Leitung in Teilzeit – das gab’s bis dato nicht. Es war spannend, den Prozess mitzuerleben und so viel Unterstützung zu erfahren.» - Inzwischen ist Astrid bei 70% und widmet sich - wie erwähnt – der Führungsentwicklung bei der Baloise.
Man spürt ihre Leidenschaft und ihre Expertise: «Wir bauen auf dem auf, was nachweislich funktioniert. So kommt man ins Gestalten, verbunden mit der Frage: Wie finde ich eine Zukunft, die ich mir vorstelle? Für mich ist es motivierend zu sehen, wie sich Teilnehmende besser kennenlernen, akzeptieren – und aus dieser Einsicht weiterentwickeln.»