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Verstehen wir uns besser, wenn wir uns persönlich kennen? | Stages
Rund um Baloise Verstehen wir uns besser, wenn wir uns persönlich kennen? | Stages
Corinna Fröschke 9. März 2022 Kultur, Veränderung / Change, Weiterentwicklung, Perspektivenwechsel / Career Mobility
Viele grössere Unternehmen kennen das Phänomen vermutlich: Hauptsitz und Aussenstellen leben kulturell wie organisatorisch eine andere Welt. «Ihr versteht uns nicht» «und ihr uns auch nicht.» - so die Vorwürfe, denn historisch bedingt ist das Verständnis füreinander oft eher gering. Allerdings brauchen wir beide Welten im Verbund, suchen die Zusammenarbeit und wünschen uns, dass uns Stages wieder näher zueinander bringen.

Das Austauschprogramm

Am Hauptsitz der Baloise in Basel arbeitet ein grosser Teil der Innendienstorganisation unseres Vertriebs samt Marketing. Ihr Job und Wunsch ist es, die Generalagenturen und den Aussendienst bestmöglich zu unterstützen, doch hin und wieder kommen Vorschläge und Massnahmen von drinnen nach draussen wenig gut an.

Um hier einen engeren Draht zueinander zu finden, testet die Baloise ein Austauschprogramm: Kollegen/innen vom Hauptsitz wechseln über Tage und/oder Wochen in die Vertriebsdirektionen bzw. auf die Generalagenturen (GA). Sie lernen Abläufe, Aufgaben und Arbeit kennen und erhoffen sich davon ein engeres Netzwerk und grösseres Gesamtverständnis – hin zu besserer Zusammenarbeit.

Wie lange dauert ein Stage idealerweise?

Natalie Wodrich ist Lead im Chapter Content & Advertising, also u.a. verantwortlich für sämtliche kreativen Inhalte rund ums Produktmarketing. Ohne tiefen Versicherungshintergrund geht es ihr darum, über mehrere Wochen in Zürich und Winterthur die Taktung auf den Generalagenturen zu verfolgen, die verschiedenen Vorgehensweisen zu verstehen, Meetings und Dynamiken einmal live mitzuerleben

«Die Zeit vor Ort war spannend: Binnen kürzester Zeit hatte ich einen super Einblick. Je länger man jedoch im Stage steckt, desto fordernder wird der Spagat, sich aus seiner eigentlichen Arbeit zu lösen. Wertvoll sind die persönlichen Treffen zweifellos, denn natürlich profitiert man im Nachgang von kürzeren Dienstwegen.»

«Persönliche Treffen sind wertvoll, denn natürlich profitiert man im Nachgang von kürzeren Dienstwegen.»

Wieviel Vorwissen ist notwendig für einen Stage?

«Ich glaube, das ist eine zentrale Frage», sagt Lydia Welzel, Projektmanagerin Sales Development. Je tiefer das Vorwissen, desto spezifischer nimmt man etwas für den eigenen Job mit. «Ich z.B. kannte die Abläufe, viele Leute und auch unseren Aussendienst-Vertrag bereits aus meiner Rolle. Das hilft und ich steckte sehr schnell in den Dynamiken vor Ort." Für Lydia war es wichtig, in Lausanne ihr Französisch zu verbessern, denn ohne diese Landessprache geht im Austausch und in der Zusammenarbeit viel verloren. "Die Sprache ist ein echter Türöffner", betont sie. "Ich war 2 Monate dort und wurde offen empfangen. Selbst wenn man noch nicht gut Französisch spricht, wird es goutiert, dass man es versucht.»

Lydia erzählt auch, dass sie die Führung von GA zu GA verschieden erlebt und in der Kultur vor Ort entsprechend gespürt hat. «Sich hier einzufühlen, kann Zusammenarbeit wirklich weiterbringen.»

Béatrice Gass, Marketingleiterin in Lausanne

«"Zwei Monate war Lydia in unserem Team und in unserer Region: innerhalb weniger Tage ist sie voll bei uns angekommen. Ein wertvoller Austausch! Ihr Blick von außen hilft uns, einige Dinge zu hinterfragen - weil sie das charmant macht, ist ein Vertrauensverhältnis entstanden. Am Ende ihres Stages fühlten wir direkt eine kleine Leere, aber zum Glück ist Basel nicht so weit weg!"»

Entsteht Zusammenarbeit im Miteinander?

Fabian Bütikofer (Fachspezialist Customer Engagement) war drei Wochen auf der Direktion Bern sowie auf den Generalagenturen Berner Oberland und Baselland. «Ich habe mich intrinsisch für den Stage gemeldet, weil mir sehr an dem Austausch gelegen ist. Ich habe im Job viele Berührungspunkte mit regionalen Marketingleitern/innen und Sales Promotoren/innen: Es ist match-entscheidend, sich zu kennen, zu netzwerken und Bedürfnisse zu verstehen.

Wir haben uns am Hauptsitz neu organisiert, agiler in der Zusammenarbeit. Das clasht mit den Prozessen im Aussendienst, und wir müssen uns hier in einem neuen Miteinander finden. Das Verständnis füreinander und auch für solche Veränderungen im Unternehmen, entsteht leichter im persönlichen Austausch, als via Emails oder Powerpoint Präsentationen."

Manuel Fuhrer, Generalagent

«"Fabian ist offen und ehrlich interessiert. Er möchte uns und unsere Gedanken auf der GA kennenlernen. Das haben wir gespürt und deshalb war unser Austausch für beide wertvoll. Wir konnten gegenseitig Verständnis schaffen, verschiedene Sichtweisen besprechen, Erfahrungen austauschen: Klar, es gibt eine Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, aber wer drüber spricht, kann die Lücken schliessen. Wenn es uns gelingt, Kreativität und neue Ideen mit der Erfahrung und Kundennähe im Aussendienst zu kombinieren, spart uns das viel Zeit in Projekten, mit denen wir unsere Kunden/innen begeistern oder Neukunden/innen gewinnen wollen." »

Was wir aus dem Pilotprojekt lernen?

Stages lohnen sich. Immer und überall. Wichtig ist, sie individuell anzulegen: Zeit und Aufwand sollten in einem gesunden Verhältnis stehen! «Auch ist sicher zu überlegen», ergänzt Fabian, «die Stages ebenso andersherum zu denken. Ich bin mir sicher, dass ein Einblick in unsere Arbeitsweisen am Hauptsitz die Kollegen/innen in den Vertriebsdirektionen unterstützen würde. Das ist eine herzliche Einladung!»

«Hilfreich ist auch», sagt Natalie, «die Erwartungshaltung abzustimmen. Die kulturellen Unterschiede sind präsent, die Sensibilitäten verschieden. Sich diesbezüglich vorab abzusprechen, wird Enttäuschungen vermeiden.» Lydia nickt: «Am Ende liegt es an uns selbst, was wir aus dem Stage machen. Ich hatte Bammel, bevor es losging – allein schon wegen der Sprachbarriere, aber wenn du offen und neugierig bist und einfach mal machst, wird es eine sehr lohnenswerte Investition in unsere künftige Zusammenarbeit."

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