Es ist ein Satz, ein Slogan, an den sich Urs immer wieder erinnert: «Beton. Es kommt darauf an, was du daraus machst.» Gelesen hat er ihn vor Jahren, als er für die Firma Holcim, deren Kerngeschäft jener Baustoff ist, gearbeitet hat. «Diese Worte», sagt Urs, «sind zeitlos übertragbar auf viele Situationen im Leben. Nehmen wir die Arbeitswelt. Ja, sie verändert sich. Ja, wir müssen uns weiterentwickeln. Aber es kommt auf uns an, wie wir damit umgehen und unsere Einstellung dazu finden. Alles in unserem Leben bringt eine Grundkonstruktion mit sich, aber die können wir ausgestalten.»
«Ja, die Arbeitswelt verändert sich. Ja, wir müssen uns weiterentwickeln. Aber es kommt auf uns an, wie wir damit umgehen.»
Urs versteht sich voll und ganz als Gestalter. Er war der Kapitän seiner Handballmannschaft in jungen Jahren, privat hat er für Freunde oft Reiserouten und -pläne erstellt, im Job geht er gern in Verantwortung bzw. in Führung.
«Ich denke gar nicht viel darüber nach, aber ich gestalte lieber selbst, als mich gestalten zu lassen.» Es ist dieser Gedanke, gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen, der ihn treibt. Dafür scheut er keine Diskussion. «Mir fehlen heutzutage vermehrt Typen mit Ecken und Kanten. Menschen, mit denen man sich konstruktiv reiben und kontrovers streiten kann. Klar, am Ende muss jemand entscheiden, aber bis dahin lasst uns diskutieren und argumentieren. Auseinandersetzung miteinander ist wichtig. Leider scheuen nicht wenige die Emotionalität, die sich vielleicht damit verbindet.»
Nach der Schule reist Urs in einem Zwischenjahr zunächst durch die USA, übernachtet möglichst einfach unter freiem Himmel und lernt, mit wenig Geld umzugehen. Danach wird er Praktikant in einer Immobilienverwaltung. Sein Studium an der Hochschule St.Gallen führt ihn vier Jahre vertiefend ins Rechnungswesen und Controlling. «Zahlen waren schon immer mein Ding. Das fiel mir leicht und dieser Leichtigkeit bin ich gefolgt.»
Nach dem Studium geht’s mit Anfang 20 auf Weltreise und anschliessend in den ersten Job. Urs steigt als Controller in das betriebliche Rechnungswesen bei Schindler Schweiz ein, bleibt zwei Jahre und sucht dann den Sprung ins Konzernumfeld. «Mein damaliger Chef aber empfand das als zu früh. Deshalb habe ich die Firma gewechselt und dort einen neuen Bereich kennengelernt.»
Bei Holcim, einem Zement-Konzern, beginnt Urs im Konsolidierungsteam und muss lernen, was es heisst, der Jüngste zu sein. «Ich habe erstmal alle Jobs machen dürfen, die keiner gern mochte – IFRS-Entwürfe z.B. – aber auf diese Art viel gelernt.» Weitere zwei Jahre später zieht es Urs zurück ins Controlling. Er wechselt intern, betreut nun diverse europäische Länder, übernimmt Projektleitungen und lernt den Nachwuchs im Bereich Finanzen an.
«Die Erlebnisse damals waren so spannend wie prägend: erste Führungserfahrungen, Reisen nach Ostdeutschland oder ins ehemalige Jugoslawien, der Kauf einer neuen Unternehmensgruppe in Italien, Due Diligence Prüfungen – mein Umfeld war anspruchsvoll, aber genau deshalb habe ich enorm viel gelernt.»
«Ich gestalte lieber selbst, als mich gestalten zu lassen.»
«Damals», sagt Urs, «hatte ich es mit schwierigen Chefs zu tun. Von ihrer Kompetenz aber durfte ich profitieren. Sie haben mich ernst und sich stets die Zeit genommen, mir etwas zu erklären. Und sie haben mich selbständig arbeiten lassen. So ist Eigenverantwortung in mir gewachsen. 1998 wechselt Urs als Group Controller in die Attisholz AG und wickelt mit Anfang 30 einen 800 Millionen Deal ab, als ein Finanzinvestor die Unternehmung zerteilt. «Ich wusste währenddessen, dass ich danach nicht mehr gebraucht werde, aber ich hatte nie Angst, nicht wieder etwas Neues zu finden.»
Und es stimmt; 1999 kommt Urs zur Baloise. Er wechselt fortan durch verschiedene verantwortungsvolle Funktionen, wird Chief Accountant und CFO, leitet einige Jahre die Geschäfte im Bereich Operations & IT und final von 2017 bis heute erneut den Bereich Finanzen & Risiko.
«Eigentlich wollte ich nie zu einem Versicherer, eigentlich hat mich immer die Industrie gereizt, aber rückblickend muss ich sagen: Bei der Baloise finde ich mich als Gestalter wieder. Wer Ideen hat, kann sich bei uns einbringen. Vielleicht wirken wir manchmal aufgrund von Titeln oder Strukturen nach aussen traditionell, aber mit Wort und Tat darf hier jeder mitdenken und seine Meinung sagen. Das ist nicht selbstverständlich.»
«Vielleicht wirken wir manchmal nach aussen traditionell, aber mit Wort und Tat darf hier jeder mitdenken und seine Meinung sagen. Das ist nicht selbstverständlich.»
Dass Urs 20 Jahre der Versicherungsbranche treu geblieben ist, liegt an spannenden Aufgaben und eben an der für ihn besonderen Baloise Kultur.
«Wir suchen Mitarbeitende, die gern mitgestalten, die sich beteiligen und nicht im Nachgang schimpfen, dass ihnen vielleicht nicht passt, was strategisch entschieden wurde. Es ist an uns allen, etwas zu tun. Wenn ich etwas mache, verändere ich etwas. Wir brauchen Mut und Freude, uns auf Neues einzulassen und manchmal auch die Akzeptanz, dass wir final nicht alles selbst gestalten können.» Hier nimmt sich Urs selbst in die Verantwortung. «Ab und zu muss man sich doch gestalten lassen, aber manchmal ist genau das auch ganz schön.»