Melina und Sven stehen nebeneinander am Pult und kritzeln auf einem Papier: Eine Skizze von einem Haus, daneben handschriftliche Rechnungen. Es wird gemurmelt («Hm, wie viel Eigenkapital wird benötigt?»), gegrübelt und viel gelacht. Er (48) ist seit vielen Jahren Bankkundenberater bei der Baloise Bank SoBa in Solothurn, sie (17) hat vor knapp einem Jahr ihre Lehre zur Kauffrau Bank begonnen.
«Sven hat mich in die Welt der Finanzierung eingeführt. Mega spannend!», erzählt Melina. Ihr Praxisbilder freut sich sichtlich über die Begeisterung – diese zu vermitteln, ist für ihn neben dem Fachlichen das Wichtigste in seiner Rolle: «Wenn die Lernenden Spass an ihrer Arbeit haben, sind sie auch bereit, neues Wissen aufzunehmen.»
«Wenn die Lernenden Spass an ihrer Arbeit haben, sind sie auch bereit, neues Wissen aufzunehmen.»
Zu lernen gibt es für die Auszubildenden so einiges: Alle paar Monate wechseln sie innerhalb ihrem Ausbildungsbetrieb – der Baloise Bank SoBa – die Abteilung und damit ihre:n Praxisausbilder:in. In der Compliance treffen sie auf Alice Miakallo Rufener (50). Für sie ist zentral: «Ich sehe die Lernenden von Beginn an als Kolleg:innen auf Augenhöhe – ein respektvoller Umgang ist das A und O.»
Dennoch gibt es im Umgang mit den Jungen Herausforderungen: Ihre Lehre ist für die meisten Auszubildenden der erste Schritt in der Berufswelt. «Mit Berufsschule und dem Privatleben haben die Lernenden drei Welten unter einen Hut zu bringen – da leidet auch mal die Pünktlichkeit», erzählt Alice und stellt fest: «Hier ist es wichtig, den Jungen Struktur zu geben.»
Was es braucht, um als Praxisausbilder:in erfolgreich zu sein? «Ein gutes Gespür für junge Menschen – gerade auch, um die etwas Introvertierteren abzuholen», sagt Alice. «Es gibt viele gute interne und externe Kurse, die einen auf die Rolle vorbereiten. Aber es gibt kein Patent-Rezept für das Praxisausbilder-Sein», ergänzt Sven. «Wichtig ist, Geduld zu haben und Vertrauen zu schenken.»
Der Lernprozess der Jungen ist keineswegs eine Einbahnstrasse. Alice erzählt: «Die Lernenden bringen aus der Berufsschule das aktuellste Wissen in den Lehrbetrieb. «Zudem sind sie besonders schnell und geschickt Umgang mit den IT-Systemen – da kann ich mir so einige Tricks abschauen.»
Zurück zu Melina und Sven: Unterdessen konnte Melina den Eigenkapitalbedarf ermitteln. Stolz zeigt sie Sven das Ergebnis. Dieser checkt die Berechnungen, kommt selbst kurz ins Überlegen und sagt dann mit einem zufriedenen Lächeln: «Den Lernfortschritt der Auszubildenden mitzuerleben, das ist sicher das Highlight dieser Rolle.»