Geben wir unseren Kolleginnen und Kollegen gleich zu Beginn einen Namen: unser Reinigungspersonal und Druckzentrum, Mitarbeitende am Welcome Desk und in der Kundenhalle, der Postverkehr und mitunter der Aussendienst – sie alle hatten im Umgang mit dem Virus kaum die Chance, von daheim zu arbeiten. Eine Krux: Während manche gern im Büro gewesen wären, aber aufgrund der Massnahmen nicht durften, mussten sie anwesend sein.
«Die Ungewissheit im März 2020 war gross. Welche Info stimmte? Welche nicht? Wie lang würde das alles gehen und wie gefährlich war das Virus für uns, die wir im Büro verblieben? »
«Was wir im März 2020 erlebt haben, war so neu wie beängstigend», erzählt Karin Häner (52) aus unserem Post Handling. «Von einem Tag auf den anderen verschwanden nahezu alle Kolleginnen und Kollegen ins Home Office. Wir blieben zu dritt in der Poststelle zurück.»
«Ich hab damals eine grosse Unsicherheit empfunden», erinnert sich Laurence Ferris (51), die sich um unsere Postrückläufe kümmert und täglich aus Frankreich in die Schweiz pendelt. «Es gab so viele Informationen: Was stimmte? Was nicht? Wie lang würde das alles gehen und wie gefährlich war das Virus für uns, die wir im Büro verblieben?»
Der Modus in den ersten drei Monaten sah Schichtdienst mit entsprechenden Schutzmassnahmen entlang der Vorgaben der Behörden vor – eine fordernde Situation aus vielen Gründen. Neben der Unsicherheit und Angst vor einer Infektion, arbeiteten Teams vor Ort teils dezimiert. Besonders gefährdete Mitarbeitende wurden selbstredend heimgeschickt.
6 Uhr bis 13.30 Uhr oder 14 Uhr bis 21.30 Uhr – die Schichten wurden wochenweise gewechselt. «Durch diese neuen Arbeitszeiten habe ich meinen Sohn teils gar nicht mehr gesehen», beschreibt Laurence. «Zudem war die Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz teils geschlossen. Für Grenzgänger/innen reduzierte sich der Verkehr auf einen Übergang mit langen Wartezeiten – und das täglich 2x, hin wie rück.» «Glücklich war der, der ein Auto hatte», sagt Karin. «Als Frau möchte ich nachts nicht allein im Zug unterwegs sein.»
«Das Grundverständnis, dass wir vor Ort arbeiten müssen, war da, aber begleitet von Angst oder Unsicherheit und einem Gefühl der Unfairness im Vergleich mit allen im Home Office.»
Mit der Zeit mussten alle vor Ort mit sich ständig ändernden Regeln und Massnahmen umgehen lernen. Es gab keine Alternative. Je nach Pandemie- und Rechtslage wurden Dienstzeiten angepasst und teils wieder gewohnter gestaltet. «Klar», sagt Stephan Gnand (34, Leiter Informationslogistik), «über die Monate und inzwischen Jahre im Umgang mit der Pandemie ist der Frust deutlich spürbar. Auch wenn man sich nach bestem Gewissen im Miteinander bemüht, diese Krise fordert uns alle und sie hat einen Effekt auf das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Im Frühjahr 2021 haben wir eine Umfrage unter den Mitarbeitenden vor Ort gemacht; mit teils sehr unterschiedlichen Aussagen. Einige fanden den Schichtdienst inzwischen gar gut, andere äusserten sich überfordert, sie hatten Schlafprobleme oder fühlten die familiäre Belastung. Und dennoch fand sich damals eine Mehrheit für den Schichtdienst – trotz einiger Unannehmlichkeiten."
Claudia Maurer (42) leitet das Printingteam, das für Versicherung und Bank mehrere zehntausend Briefe oder Dokumente pro Woche druckt, Farbdrucke noch ausgenommen. «Ich muss gestehen, dass uns der Schichtdienst zum Ende des Jahres 2020 geholfen hat. Das ist die kritische Zeit. Da wird Vieles, das zum Beispiel auf den 1.Januar terminiert ist, verarbeitet. In Schichten konnten wir das hohe Aufkommen viel schneller wegschaffen – zur Zufriedenheit unserer Kunden/innen.»
«Sicher haben wir auch alle ein hohes Mass an Flexibilität gewonnen», ergänzt Laurence. «Ich sage immer noch, die Situation ist fordernd, aber ich merke, dass ich heute mehr in Möglichkeiten denke. Ich suche nach Lösungen.»
«Sicher haben wir alle ein hohes Mass an Flexibilität gewonnen. Ich merke, dass ich heute mehr in Möglichkeiten denke. Ich suche nach Lösungen.»
Stephan: «Aus jeder Krise lässt sich lernen. Das gesamte Team der Informationslogistik ist heute mit Laptops ausgestattet und kann von daheim aus indexieren*. Diese Entwicklung gefällt mir.»
«Ich bin schon dankbar», sagt Karin, «wenn man uns sieht. Ich hatte das Gefühl, wir vor Ort gehen vergessen, und senden Präsente an die, die im Home Office sind. Es ist schön, einmal über unsere Wahrnehmung reden zu können. Aber ich möchte ebenso sagen, dass ich in der ganzen Zeit Verständnis aus der Organisation gespürt habe. Wann immer etwas anders lief, vielleicht mal länger dauerte, es gab nie Beschwerden. Das ist für mich ein wesentlicher Aspekt unserer besonderen Baloise Kultur. Dafür wollen wir uns umgekehrt bedanken.»
*Unter "indexieren" verstehen wir den Vorgang, wenn die digitalisierten Dokumente im System am richtigen Ort und mit den richtigen Merkmalen abgelegt werden.