Die Baloise muss sich neu aufstellen und eine eigene digitale Strategie formulieren. Authentisch, innovativ, vernetzt - um auch zukünftig im Markt bestehen zu können. Vor gut 120 Mitarbeitenden der Baloise ging es Ibrahim Evsan um eine Art Weckruf: "Sie müssen sich sputen und endlich loslaufen".
Sein Vortrag gehört zu einer Reihe von Gastvorträgen, die die Baloise zum Thema Digitalisierung ihren Mitarbeitenden offeriert.
Die Digitalisierung kam schleichend, und nur die Wenigsten haben es bemerkt. Nun ist sie da, ihre Geschwindigkeit kaum auszuhalten, alle versuchen sich anzupassen. "Sie stochern hektisch im digitalen Nebel – strategielos", sagt Evsan. "Das ist die Gefahr. Hastig gestrickte Lösungen werden zu anhaltendem Rückgang führen." Facebook, Google, Amazon - sie haben die Zeichen erkannt, sich rechtzeitig positioniert (positionieren KÖNNEN) weil andere geschlafen, sich nicht gekümmert haben, sich nicht interessieren WOLLTEN. Deshalb sind diese Player die neuen Imperialisten, wie Ibrahim Evsan sie nennt. Die Digitalisierung ist für ihn eine Art vierte Gewalt. Dynamisch, kreativ und damit unberechenbar.
Digitalisierung als Chance begreifen und nicht als Gefahr
"Keiner war vorbereitet, keiner hat Ahnung, aber Sie können das nachholen", beruhigt der Digitalisierungsexperte. "Sie müssen nur komplett anders denken." Evsans Neujustierung für Unternehmen sieht agilere Strukturen vor: kleinere, bereichsübergreifende Teams, die an neuen Lösungen arbeiten während sie alte Aufgaben aufgeben. Trial & Error. "Das ist der Schlüssel. Sie müssen sich von Altem trennen, um die Zeit und Offenheit für Neues zu gewinnen und um eine Wirkung erzielen zu können." - Wie man alle Mitarbeitenden für diesen Umbruch gewinnen könne, fragt einer im Auditorium. "Das könne nur viral geschehen – durch digitale Motivatoren", sagt Evsan. "Die, die sofort mitziehen, schreiten voran und gleisen andere auf - durch ihre Überzeugung und Begeisterung." Es geht darum, Angst zu nehmen und Verständnis zu schaffen. Schwierig sei das und einige werden zurückbleiben.
Die Basler muss eine digitale Sprache entwickeln
So deterministisch wie Ibrahim Evsan vorgeht, mag das manchen verschrecken und andere bestätigen. Tatsache ist, Start-ups graben im Banken- und Versicherungsgeschäft nach neuen Ideen. Wie kann ich dem Kunden Zeit schenken? Sekunden – wie es Evsan formuliert. Darüber lässt sich streiten. Wollen wirklich alle – wie er sagt – den schnellen, digitalen Abschluss einer Haftpflichtversicherung mittels weniger Klicks in einer App, oder setzen doch noch viele auf das persönliche, kompetente Kundengespräch? Und weiter gefragt: wann wird dieses Verhältnis kippen? Darum dreht es sich letztlich bei der digitalen Transformation: weiterzudenken und sich aufzustellen in Richtung Zukunft. Konkurrenzfähig zu bleiben – im absoluten Idealfall DIE bahnbrechende Idee zu entwickeln, die den Markt revolutioniert.
Nicht abwarten, sondern loslaufen
"Die Digitalisierung hat uns ein Stück Sicherheit genommen", finalisiert Ibrahim Evsan seinen Vortrag bei der Baloise. "Sie hat das Vertrauen in alte Werte zerstört. Damit Unternehmen Kontrolle zurückgewinnen, müssen sie ihre Fähigkeiten und Kundenbedürfnisse ausloten, Motivatoren finden, vernetzt agieren, eine langfristige Strategie entwickeln. "Die Baloise ist auf einem guten Weg", sagt er zum Schluss, "aber Sie brauchen eine noch offenere Architektur, noch weniger Grenzen. Ihr Ziel muss es sein, Ihr Unternehmen durch positives Eigenimage zum Influencer aufzubauen, zu einem Meinungsführer und Multiplikator im Markt. Also, laufen Sie los – sonst tun es andere."