Seit März dieses Jahres ist die Baloise Mitglied im F10 in Zürich, ein von SIX gegründeter Incubator and Accelerator. Leichter verdaulich: F10 ist eine Art Brutkasten (Incubator) und Beschleuniger (Accelerator) für Fintech-, Regtech- und Insurtech-Start Ups, die gross werden wollen. Sprich, hier wächst Unternehmernachwuchs aus dem Banken-, Versicherungs- und Regulierungssektor. Zum einen unterstützt F10 seine "Babys" finanziell, zum anderen mit Know-How und Räumlichkeiten. F10 wiederum sucht sich seinerseits Geldgeber und Partner: Unternehmen wie die Baloise, Julius Bär, PwC und Generali, die ein Interesse daran haben, dass Start Ups Lösungen für ihre Kunden und bestehende Prozesse entwickeln. Wie komme ich Kunden zuvor, die den Versicherer wechseln wollen? Wie kann ich alle Rechnungen über eine App abwickeln?
Baloise@F10 – eine profitable Symbiose
Jean-Michel Benkert ist Junior Projektleiter im Team Group Strategy und Digital Transformation. Er ist eine Schnittstelle zwischen der Baloise, F10 und den Start Ups. Jean-Michel ist ein begeisterungsfähiger Typ, der für Innovationen brennt und sich komplett von guten Einfällen mitreissen lassen kann. "Aber", sagt der 29-jährige, "eine Idee ist nicht alles. Es braucht Wissen und sehr viel Arbeit, um sie in ein Produkt zu verwandeln, das im Markt überzeugen kann."
Gunter Fischer, 33, und Thomas Kopetsch, 40, sind Gründer des Start Ups Brainalyzed aus Hamburg in Deutschland, eines der jungen Unternehmen, das bei F10 behütet tüftelt. Behütet heisst z.B., in Workshops vermitteln Coaches u.a. rechtlich Relevantes über die Branchen, denen Thomas und Gunter Problemlösungen anbieten wollen. "Das war Gold wert", betonen beide. "Wir haben uns total blauäugig selbständig gemacht, wollten unser Produkt direkt B2C an den Endkunden bringen - nicht wissend, dass bspw. der Versicherungsmarkt extrem reguliert ist. Dahingehend mussten wir unser Geschäftsmodell anpassen."
Wie schafft es "Brainalyzed" in den F10 Pool?
"2x pro Jahr suchen wir im F10 maximal 15 Start Ups, die während 6 Monaten die Chance erhalten, ihr Produkt zu entwickeln." Jean-Michel erklärt die unterschiedlichen Phasen bis aus 250 Bewerbungen die Finalisten resultieren. "Alle Kandidaten werden zunächst mal im Auftrag der Sponsoren vom F10 gefiltert. Etwa 60 Start Ups führen im Anschluss Skype-Interviews mit uns. Danach kommen rund 25 Bewerber nach Zürich, präsentieren sich und ihre Idee. Wir müssen so lange abwägen und aussieben, bis die 15 Start Ups übrig bleiben, von denen wir Sponsoren glauben, dass sie uns zukunftsfähig machen."
Brainalyzed arbeitet mit künstlicher Intelligenz
... also mit Rechenmodellen, die tatsächlich lernen und denen es irgendwann gelingen soll, Anlegern an der Börse möglichst sicher sagen zu können: jetzt kaufen oder verkaufen. Es geht um sinnvolle Handelsentscheidungen. "Thomas und ich haben uns bei einem grossen Windkraftanlagenhersteller in Deutschland kennengelernt. Er ist IT-Spezialist, ich bin Flugzeugbauer. Zunächst haben wir 3 Jahre privat an der Idee gesponnen und uns vergangenes Jahr erst selbständig gemacht. Klar, können wir scheitern", räumt Gunter ein, "aber es nicht versucht zu haben, ist für uns keine Option."
Mitarbeitende sind potentielle Inputgeber für Start Ups
"Zu verstehen, warum wir in F10 investieren, ist das Eine aber", und das ist Jean-Michel von der Baloise immens wichtig, "unsere Mitarbeitenden können auch aktiv partizipieren. Die, die es bereits getan haben, sind inspiriert und oft regelrecht euphorisiert." Regelmässig finden Anlässe - bspw. Entrepreneurs Dinner - statt, für die sich Interessierte anmelden können. "Das sind Kollegen, die als Wissensträger bestimmter Fachbereiche glauben, sie werden mit ihrer Erfahrung die Start Up-Gründer voranbringen. Uns sind aber auch all die willkommen, die persönlich erleben und dadurch besser verstehen wollen, wie F10 und die Start Up-Branche funktionieren und was das ihnen bzw. der Baloise bringt."
Gunter und Thomas betonen von sich aus, dass eben dieser Austausch so wertvoll für sie ist. Dass er ihnen gewisse jugendliche Flausen ausgetrieben hat, dass sie auf diesem Weg wichtige Ansprechpartner kennengelernt haben und dass sie feststellen konnten: ihre und die Fragestellungen der Unternehmen, mit denen sie sich vernetzt haben, sind oftmals sehr ähnlich. Am Ende bringt F10 hoffentlich viele Antworten und Lösungen.