Gemeinsam lernen | Rückbesinnung auf Solidarität
Rund um Baloise Gemeinsam lernen | Rückbesinnung auf Solidarität
Corinna Fröschke 23. März 2020 Kultur, Motivation
Arbeitgebermarketing ist in dieser Zeit wie so Vieles in den Hintergrund gerückt. Was zählt, sind wir - die Menschen und unser Miteinander. Ganz explizit aus unserem Unternehmen heraus wird immer wieder der Wunsch nach Austausch, Verbindung und etwas Positivem spürbar. Jetzt da das Physische fehlt. Hier ein Versuch, dem gerecht zu werden.

Was bleibt sind wir

Einer unserer Kollegen hat mir eine berührende Geschichte erzählt: Von einer jungen Dame, die bei einer älteren Nachbarin klingelte, auf Distanz blieb und anbot, sie bei ihren Einkäufen zu unterstützen – damit diese nicht die Wohnung verlassen müsse. Ich kenne ähnliche Bemühungen auch von meinen kinderlosen Freunden, die Eltern anbieten zeitweise auf deren Kinder aufzupassen – damit jeder auch seiner Arbeit nachgehen kann, und ebenso Entlastung findet. Ich finde das mutig und menschlich – und ärgere mich, dass mir in diesem Zusammenhang der Gedanke kommt: Dürfen wir zurzeit mutig und menschlich sein?

Was bleibt sind echte Beziehungen

Im Internet stelle ich fest, dass Social Media Aktivitäten schwinden. Soziale Inszenierungen werden weniger, echte Beziehungen haben Hochkonjunktur, auch wenn wir sie nicht führen dürfen. Jeden Abend rufen mich Freunde an, die wissen wollen wie es mir geht, wie ich die Dinge erlebe, die sich wirklich interessieren, und ich tue es umgekehrt. Wir teilen unsere täglichen Erfahrungen in dieser Situation und verteilen die Unsicherheit – unser merkwürdiges Bauchgefühl - auf verschiedene Schultern. Auch Baloisianer finden Wege, sich ihre Eindrücke zu erzählen. Sozialer Kontakt ja, physischer nein.

Eine Freundin sagte zu mir, sie empfinde es als beruhigend, dass wirklich alle weltweit betroffen sind, dass keiner wegschaut, wir alles miteinander erleben und nachempfinden - in diesem einen Boot, in dem wir alle sitzen. 

#socialdistancing

… ist derzeit ein viel genutztes Hashtag, wenn doch gepostet wird. Künstler veranstalten ihre Konzerte via Instagram, Ärzte erhalten den Dank, den sie verdienen, Mamas und Papas teilen ihre Challenges daheim mit ihren Kids. Beim Joggen über Mittag treffe ich all diese Familien: Eltern bemühen sich in einem Mix aus Zeitvertreib und Heimschule, ihre Kinder durch den Tag zu bringen. Im Wald wird Räuber und Gendarm gespielt, im Innenhof beim Asphalt-Hockey gejubelt, online schlägt man sich gegenseitig Schlaumeier-Webseiten vor, auf denen Eltern wie Kinder etwas lernen. 

Und in den eigenen vier Wänden testen Mama und Papa ihre Kanban-Kenntnisse mit den Kleinen, übertragen Arbeitsmodelle in die Familie. «Woran werden wir am Ende dieser ersten für uns so fremdbestimmten Woche merken, dass es eine gute Woche war?» Eltern und Kinder besprechen Antworten und führen Retros durch.

Rückbesinnung auf die Familie

Wir besinnen uns zurück auf Basics: auf unsere Freunde, die Familie, den Partner. In diesen kleinen Kreisen verbringen wir Zeit. Ein Freund schickt mir jeden Tag ein Foto, was seine Kids heute treiben: Tag 1 _Hängematteschaukeln, Tag2_ Salto aufs Bett, Tag 3 _3.Klasse-Aufgaben lösen und er gesteht: «Ich lerne selbst mit."

Eine Freundin smst ein Bild, auf dem ihre Jungs ausnahmsweise in einem Zimmer schlafen dürfen – weil sie kaum verstehen, was hier gerade passiert und Nähe suchen. «Sie finden es toll und schwören, sie wollten nun auf ewig ein gemeinsames Zimmer.» Solche Geschichten kennen wir alle, wir erleben sie daheim und ich bekomme eine Gänsehaut weil sie mich berühren.

Wir lernen gemeinsam

Dass dieser Freund mit 3.Klasse-Mathematik kämpft, dass Eltern Kanban Boards zu Hause testen, ist symbolisch und Ausdruck eines momentanen Gefühls. Wir lernen gemeinsam (mit der Situation umzugehen).

Der eine muss für seine Kinder Skype-Konten einrichten weil Schulen so versuchen, Schüler und Lehrer online in Kontakt sowie beschäftigt zu halten. Eine Mutter holt die App Quizduell aus der Versenkung und zockt mit ihren Kids. Überhaupt: Spiele Apps und Brettspiele liegen hoch im Trend. Das strategische Miteinander macht uns alle nicht dümmer. 

Wir haben erst Woche 1 erlebt, aber ich glaube, dass sie bereits zeigt, worin der Gewinn für uns alle liegen könnte: In diesem «mehr-Zeit» füreinander, mehr Empathie weil alle mit dem Gleichen umgehen, mehr Achtsamkeit für andere. Ich persönlich nenne das Weiterentwicklung.

Schreibt mir gern von euren Gedanken und Erlebnissen: corinna.froeschke@baloise.com.

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