Klären wir erstmal die Unterschiede zwischen beiden Denkweisen. Keine ist richtig, keine ist falsch – sie sind einfach grundverschieden. Wenn wir geradeaus – in der Fachbezeichnung: vertikal – denken, sind wir logisch, analytisch, strukturiert unterwegs. Wir bauen Gedanken und Dinge aufeinander auf.
Ganz anders kommt das Querdenken (lateral) daher: sprunghaft, zufällig, überraschend, keiner Struktur folgend. Aber wie findet man zu dieser sehr effektiven Kreativitätstechnik, um sich mit ihrer Hilfe zielführend Richtung Lösung zu begeben?
«Anders zu denken, führt zu neuen Sichtweisen und zu Veränderung.»
Ich habe in unzähligen Jahren in diversen Kreativjobs viele verschiedene Methoden kennengelernt, die zum Querdenken verleiten. Keine ist der garantierte Heilsbringer, aber sie alle sind wunderbare Optionen, die bunte Knete im Kopf zu stimulieren.
Variante 1:
Man verkehrt eine Aussage in ihr Gegenteil. Beispiel: Unser Ziel ist es, Menschen für unser Produkt zu gewinnen. Also, würden wir klassisch zu ihnen sagen «Wenn du das Produkt hast, wirst du effizienter, schneller, klüger, schöner etc..» Diese Werbesicht ist 1000-fach eingenommen worden und wenig überraschend. Was wäre also, wenn wir die Gegenfrage stellen? Sprich: Was würde passieren, wenn der Kunde das Produkt nicht nutzt?
Variante 2:
Im Business denken wir oft aus unserer Binnensicht. Deshalb kann es helfen, Kunden oder Partner in einen Ideenprozess einzubinden. Jemand, der extern denkt, denkt meist offener – also, weniger in Schubladen. So jemand wird vielleicht unerwartete Fragen stellen, die zu ebenso unerwarteten Ideen führen.
«Wer kreativ sein will, muss gelernte Denkmuster verlassen und mentale Schranken überwinden.»
Welche Idee würden wir umsetzen, wenn Geld keine Rolle spielte? Denk hier bewusst gross und ohne Limits! Erst im Nachgang schaut man, welche Idee a) entweder so toll ist, dass Geld dafür locker gemacht wird oder b) mit etwas Kreativität so abgewandelt werden kann, dass sie finanzierbar wird und dabei noch immer umwerfend ist.
Nur wenn wir frei assoziieren, intuitiv agieren – setzt ein Querdenken ein. Deshalb kann es zum Beispiel auch hilfreich sein, sich bei der Weiterentwicklung eines Produktes bspw. zu fragen: Wie würden wir vorgehen, bzw. wonach würden wir suchen, wenn wir das Produkt (um das es geht) gar nicht hätten? Man beginnt auf diese Weise effektiv von Null und stellt sich dabei die Fragen: Wo wollen wir hin und was brauchen wir, um unser Ziel zu erreichen?
Querdenken heisst, frei zu überlegen. Es bedeutet, zu spinnen und so Ideen zu generieren, ohne diese sofort in Frage zu stellen. Man beginnt, in Möglichkeiten zu denken, nicht in Ergebnissen.
Im Übrigen sind Bilder bzw. Dinge mächtige Stimulatoren beim Denken. Sie helfen, den Geist zu öffnen. Legt man sich z.B. eine Banane vor die Nase und überlegt, was das noch sein könnte bzw. was das gelbe Ding dank meiner Phantasie im Stande wäre zu tun, bringt man seine Kreativität in Gang.
Und manchmal hilft so ein bunter Fremd-Boost dabei, auch ein Produkt oder einen Prozess – den wir neu denken wollen - anders zu betrachten.