Nachhaltigkeit ist ein altes Prinzip, welches in der heutigen stark medialisierten Welt zu einem Modewort verkommen ist. Das führt dazu, dass weder auf Unternehmensseite noch bei Kunden, Aktionären oder Politik wirklich ein gemeinsames Verständnis vorhanden ist, was Nachhaltigkeit eigentlich alles abdeckt. Kommt hinzu, dass vor allem in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in Wirtschaft und Gesellschaft Aspekte wie Wachstum, Wohlstandsvermehrung und das Unternehmen als Jobmotor im Vordergrund standen. Auch darin sind Aspekte der Nachhaltigkeit enthalten. Mit dem Erreichen eines hohen Wohlstandsniveaus in der westlichen Welt ist aber die Frage, ob Unternehmen ihr Geschäft nicht nur ökonomisch und sozial, sondern auch ökologisch nachhaltig betreiben, in den Vordergrund gerückt.
Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility, Total Sociatal Impact, Corporate Governance, ESG (Environment, Social, Governance) – das Gebiet und dessen Teilbereiche haben viele Namen und jeder hat das eine oder andere in irgendeinem Zusammenhang schon mal gehört. Meistens umfasst das allerdings nur einen Bruchteil der gesamten Thematik, denn Nachhaltigkeit, oder besser gesagt nachhaltige Entwicklung, ist ziemlich komplex.
Das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung kommt zwar aus dem Umweltbereich, genauer gesagt aus der Forstwirtschaft, hat aber heute eine viel breitere Palette an Themen und Einflussbereichen zu bieten. Nachhaltigkeit kann grob in die drei Säulen oder Dimensionen, sozial, ökologisch und ökonomisch unterteilt werden, wobei auch noch weitere Dimensionen, zum Beispiel die der politischen Nachhaltigkeit, existieren.
Wieso widme ich mich als Finanzchef (CFO) überhaupt diesem Thema? Nun, es zeigt, dass wir bei der Baloise Nachhaltigkeit unter Berücksichtigung aller Aspekte anschauen, welche schlussendlich Einfluss auf die Unternehmenszahlen haben. Am Ende gehört nachhaltige Geschäftsentwicklung zum Wertmanagement. Bei der Baloise setzen wir uns seit einiger Zeit intensiver mit dem Thema auseinander, um zu definieren, was Nachhaltigkeit für uns und unser Geschäftsmodell bedeutet. Damit wollen wir als Unternehmen auch intern ein gemeinsames Verständnis entwickeln. Wir sind und waren in verschiedensten Bereichen – bewusst oder unbewusst – schon immer nachhaltig. So im Kerngeschäft, wo wir mit Lebensversicherungen Risiken wie Invalidität und Tod finanziell absichern, oder auch in der Beruflichen Vorsorge. Gerade in der 2. Säule erwarten unsere Kunden, dass die Vorsorgegelder ihrer Mitarbeitenden über eine sehr lange Zeit gut angelegt und sicher sind. Kurzfristige Perspektiven helfen uns da nicht weiter, wir müssen langfristig, sprich nachhaltig, denken. Viele private und unternehmerische Risiken können nur dank Versicherungen überhaupt eingegangen werden; dies ermöglicht in seiner Essenz nachhaltige ökonomische und soziale Entwicklungen.
Aber auch als Arbeitgeberin legen wir seit Jahrzehnten Wert darauf, dass wir für unsere Mitarbeitenden eine verlässliche Partnerin sind. Wir haben es bisher aber auch teilweise unterlassen, transparent und koordiniert über unsere Aktivitäten zu berichten. Doch nur so können wir uns weiterentwickeln. Denn erst durch die Transparenz unserer Bemühungen entsteht ein Dialog mit externen Stakeholdern. Ein Dialog, der beim Thema Nachhaltigkeit Bestandteil des Konzeptes ist. Denn nachhaltig sein kann man nicht im Alleingang.
Das Thema zieht sich bei der Baloise durch fast alle Abteilungen. In der Logistik sind viele Themen der ökologischen Säule zu finden. Hier wird unsere Ökobilanz erstellt und alles was den betrieblichen Ressourcenverbrauch, Energieversorgung und Transport betrifft bearbeitet. Auch die Überlegungen zu Nachhaltigkeit in der Beschaffung, die im Einkauf getätigt werden, gehören zu dieser Säule. Unsere Aktivitäten als Top Arbeitgeberin, Sponsorin und Kunstsammlerin, sowie die freiwilligen Einsätze unserer Mitarbeitenden im Rahmen unserer Corporate Social Responsibility, richten sich an die soziale Säule. Die ökonomische Dimension umfasst im Kern das langfristige Fortbestehen unserer Geschäftstätigkeit. Hierzu kann man das Risk Management, die Informationssicherheit, IT Compliance, Kundenzufriedenheit und Corporate Governance zählen.
Der Bereich der verantwortungsvollen Investments, um den sich das Asset Management kümmert, beeinflusst alle drei Dimensionen. Wenn Investments die ESG-Kriterien erfüllen, bezieht sich dies auf die Umwelt (Environment), Soziales (Social) und eine gute und transparente Geschäftsführung (Governance). Auch das Produktmanagement kann, je nach Produkt, mehr als nur eine Dimension umfassen.
Zur politischen Nachhaltigkeit zählt zum Beispiel die Förderung des Milizsystems und der Freiwilligenarbeit. Durch flexible Arbeitsmodelle werden die politische Partizipation und das Engagement der Mitarbeitenden ermöglicht. Davon profitieren Gesellschaft und wir als Arbeitgeber.
Wie man sieht, ist Nachhaltigkeit ziemlich komplex. Aber schlussendlich verfolgen all unsere unterschiedlichen Massnahmen einen Zweck: Nachhaltige Entwicklung. Denn nur, wenn es uns auch die nächsten 150 Jahre als Unternehmen noch gibt, können wir in den Ländern in denen wir aktiv sind, einen Beitrag zur ökonomischen, ökologischen und sozialen Entwicklung und Stabilität leisten.
Um es mit den Worten der Baloise auszudrücken: Wird das Thema Nachhaltigkeit durch alle Bereiche hindurch, mit Rückendeckung der Führung, gelebt, funktioniert es auch – "Simply Responsible" halt.
Weitere Informationen können dem Kapitel "Nachhaltige Geschäftsführung" im Geschäftsbericht 2018 der Baloise Group entnommen werden.