Torsten Warnecke ist 37 Jahre alt, Projektleiter Vertrieb & Marketing. Lars Braitinger ist 29 und Software Engineer.
Wir alle sind dann und wann mit Alltags-Problemen konfrontiert, für die wir gar nichts können. Diese Geschäftsidee versucht Menschen, genau solche Nervereien zu nehmen - damit sie mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben haben.
Kommt der Zug zu spät, komme ich zu spät. Wer zahlt mir den Schaden?
Bin ich Bauer und es regnet zu viel, ist meine Ernte dahin. Wer trägt das Risiko?
Stehe ich im Stau und gebe mein Mobility-Fahrzeug zu spät ab, muss ich eine Strafe zahlen. Wieso, wenn ich am Stau nicht schuld bin?
«Wir wollen unseren Kunden sogenannte «pain points» nehmen», sagt Torsten. «Dies sind Dinge, die der Kunde als verbesserungsfähig empfindet. In unseren Kundeninterviews haben wir herausgefunden, dass Kunden ganz generell Probleme mit Versicherern haben. Sie verstehen nicht, was ihr Versicherungsprodukt kann, sprich: was ihre Prämie eigentlich im Schadenfall deckt. Sie empfinden die Schadenregulierung oft als kompliziert und die Dauer bis zur Auszahlung viel zu lang. Deshalb haben wir angefangen, Produkte zu durchdenken und neu zu erarbeiten, die dem Kunden diese Probleme nehmen.»
Die ursprüngliche Idee, mit der Torsten in einem Baloise-internen Innovations-Projekt angetreten war, sah anders aus. Eigentlich wollte er Menschen und deren persönliche Sharing-Mobilität versichern: auf E-Scootern, im Car-Sharing und zwar zeitgenau für die Länge der Leihdauer. «Dafür gab’s aber gar keinen Bedarf», lacht Torsten. «Es hilft, wenn man Kunden fragt, was sie eigentlich wollen. Wir haben Kundeninterviews durchgeführt, sind so auf besagte pain points gestossen und haben eine vollkommen andere Idee entwickelt.»
Um jene Idee zu schärfen, ging es ins F10 nach Zürich. In dem Accelerator und Incubator werden Ideen zu Prototypen: ausgewählte Fin-Tech-Startups lernen und entwickeln über einen Zeitraum von sechs Monaten ihre Produkte weiter, so auch Torsten und Lars. «Ich hatte schon während der Uni Kontakte in die Entrepreneur-Szene. Als IT’ler kenne und schätze ich kurze Dienstwege, agile Arbeitsweisen, flache Hierarchien, in denen man leidenschaftlich Neues ausprobieren kann. Du bist u.a. freier in der Nutzung neuer Technologien. Die Baloise - als Konzern – muss sich aufgrund von Cyberrisiken gewissen Regeln in Sachen IT-Security verschreiben. Deshalb ist es auch schön, einmal technologische Freiheit zu geniessen, und so bin ich gern gemeinsam mit Torsten aus der Corporate in die Startup Welt.»
Torsten: «Man muss schon sagen, dass das eine tolle Option ist, die uns die Baloise hier bietet. Wir bekommen weiter unser normales Gehalt und dürfen an unserem eigenen Plan arbeiten. Das Management schenkt uns Vertrauen, glaubt an eine Zukunft unserer Idee und unterstützt uns aus diesem Grund auch finanziell. Ein riesiges Privileg.» «Die Kehrseite der Medaille ist allerdings», und das sagen Torsten wie Lars unisono, «wir stecken natürlich in Abhängigkeiten, müssen uns rechtfertigen und auch mit verschiedenen Stellen intern abstimmen. Das verlangsamt unsere Prozesse. Wer das eine will, muss das andere mögen.»
«Wem wir unseren Weg empfehlen würden? Allen, die gern Neues ausprobieren, eigenverantwortlich arbeiten und unternehmerisch denken», sagt Lars. «Man muss Biss haben. Nichts fällt einem in den Schoss, aber gerade deshalb ist unsere Lernkurve steil.» «Wir stecken ja in den Anfängen solcher Arbeitsmodelle», ergänzt Torsten. «Manchmal fehlen schlichtweg Strukturen. Dann sind wir Wegbereiter für nachfolgende Corporate Startups. Wer sind die richtigen Ansprechpartner? Wer Sponsor für eine Idee? Alles muss man sich erarbeiten.»
Lars: «Wichtig ist, dass die Motivation aus uns selbst kommt. Die Erwartungen an uns sind hoch, ausserdem lebt man permanent zwischen Frustration und Euphorie. Diesen Spagat muss man aushalten und in Energie verwandeln können.»