Hast du eine Ahnung wie oft der Begriff "Gaming" schweizweit binnen eines Monats in die Google-Suchmaschine eingegeben wird? Fast 8'000 Mal. Ganz offensichtlich geht hier etwas. Die Gaming Szene in der Schweiz professionalisiert sich, sie wächst und ist ein riesen Markt für neue Ideen – z.B. für Versicherungsprodukte. "Dazu aber", sagt Produktmanager Marco Barone, "müssen wir diese junge, attraktive und stetig grösser werdende Zielgruppe zunächst einmal verstehen. Wo liegen ihre Bedürfnisse? Wie tickt sie? Und generell: Lässt sich die virtuelle Welt überhaupt versichern?"
Um das alles in Erfahrung und final ein Produkt in den Markt bringen zu können, hatte Marco Unterstützer: Werbeleiter Yves Thiriet und Corsin Sulser, zuständig für Vertriebspartnerschaften.
Für manche klingt es etwas weit hergeholt: Versicherungsprodukte für die Gaming Szene. Aber nehmen wir das Computerspiel "League of Legends": schnell und kompetitiv mit Rollenspiel-Elementen, das monatlich 100 Millionen Menschen weltweit aktiv spielen. Damit nicht genug: Fans verfolgen ihre Profis ebenso passiv. Rund um den Globus sehen sie online zu, wie diese spielen. Die besten der Welt kommen aus Südkorea. Worum geht’s? Um strategisches Denken, blitzschnelle Reflexe, koordiniertes Teamspiel: Es gibt einen Ligabetrieb, auch Weltmeisterschaften – kurzum: Es ist ein riesen Geschäft. ESports boomen und genau da setzen die Gedanken – zunächst im Produktmanagement - an. "Gaming-Hardware ist teuer und die komplette Ausrüstung der Spieler ist in der Regel viel Wert", sagt Marco. "Der Rechner, das Headset, die Maus und sogar der Gaming-Stuhl – alles wird permanent genutzt, Spielkonsolen gehen auf Reisen und sind gewissen Risiken ausgesetzt. Deshalb gibt es jetzt eine entsprechende Versicherung."
«Gaming-Hardware ist teuer und die komplette Ausrüstung der Spieler ist in der Regel viel Wert.»
Zum Hintergrund: Das Produktmanagement testet permanent neue Geschäftsfelder. Ihr Job soll gewährleisten, dass die Baloise zukunftsfähig bleibt. "Im Gaming-Fall geht es um typische Situationen wie "Huch, jetzt ist mir der Energy Drink über die Tastatur gelaufen", erklärt Marco. "So etwas passiert. Wir regulieren den Schaden schnell und unkompliziert. - Das eigentlich Spannende aber", schiebt er nach, "ist der Weg von der Idee hin zum Produkt. Uns war die Gaming Szene vollkommen fremd. Wir hatten nur die Gewissheit, dass da ein Markt ist – aber noch keine Vorstellung, wie wir ihn uns erschliessen, Kontakte finden, Bedürfnisse verstehen und letztendlich bearbeiten." An diesem Punkt suchte Marco seine Kollegen aus der Werbung und dem Vertrieb auf. "Es ist wichtig, Kompetenzen zu bündeln", betont Werbeleiter Yves. "Gaming ist das Querschnittsthema schlechthin für unsere Bereiche. Also, haben wir uns in einem Workshop zusammengesetzt und uns von einer bereits gaming-affinen Werbe-Agentur in die Szene einführen lassen."
Erste Zugänge waren schnell gefunden, erzählt Corsin. "Zunächst einmal haben wir Events besucht, auf denen sich die entsprechende Zielgruppe tummelt. Man spricht miteinander, holt Feedback ein, beginnt ein gewisses Mindset zu verstehen und trifft sich mit Sponsoren. Gerade letzteres ist entscheidend, denn Event-Sponsoren haben bereits einen Fuss in der Branche. Es geht darum, das Potential von Partnerschaften auszuloten. So macht man selbst erste Schritte."
In einer Partnerschaft mit dem Telekommunikationsanbieter UPC beispielsweise brachte die Baloise im Mai 2018 als erster Versicherer schweizweit eine Gaming Gear Insurance als Pilot auf den Markt. Der Deal: UPC-Neukunden erhalten 25% auf das neue Versicherungsprodukt. "Für uns ist es ein Gradmesser, ob so eine Versicherung überhaupt gebraucht wird. Schaffen wir tatsächlich einen Mehrwert?" Yves beschreibt, wie wichtig es ist, Akzeptanz in der Zielgruppe zu generieren. "Das erreichst du nicht, weil du dich plötzlich als vermeintlich hipper, cooler Versicherer in einen Markt drängst, sondern weil dir Partnerschaften mit bereits etablierten Sponsoren Märkte eröffnen."
"In einer Zeit, in der sich die Welt so rasend verändert", resümiert Marco, "müssen wir uns im Produktmanagement immer wieder in neue Themen graben. Niemand kann generalisiert sagen: über die oder die Dinge musst du bei uns Bescheid wissen. "Plötzlich explodiert so ein Bereich wie Gaming oder eSports, plötzlich wachsen Budget, Werbepotential, Umsätze und plötzlich wird es zu deinem Thema. Deshalb ist es in unserem Job wichtig, Spass an neuen Themen zu haben, immer dazu lernen zu wollen und vom Laien zum Spezialisten zu avancieren." Corsin ergänzt: "Du musst Branchen verstehen wollen, netzwerken, Experimente eingehen, kreativ sein und anhand deines wachsenden Einblicks in Ökosysteme Ideen generieren. Nur so finden wir die richtigen Hebel im Markt." "Und du musst verstehen", sagt Yves, "dass unternehmensintern sicher Kompetenzen vorhanden sind, die du nutzen kannst. Zusammenarbeit ist bei der Entstehung eines neuen Produkts ein Schlüssel."
400’000 Schweizer sind dauerhaft in der Gaming Szene aktiv. Weitere 400’000 gelten als Gelegenheitsnutzer. Letztere konsumieren eher passiv. 80% der Zielgruppe sind männlich, 20% weiblich mit überdurchschnittlicher Bildung. Altersstruktur: 16 – 35 Jahre alt.
Vorteil ESports: Der Zugang zu den Profis ist viel leichter. Ich kann mich online mit ihnen messen.
Quelle: By the way Communication
«Du musst Branchen verstehen wollen, netzwerken, Experimente eingehen, kreativ sein und anhand deines wachsenden Einblicks in Ökosysteme Ideen generieren.»
Jetzt werden manche fragen: Warum geht ihr mit einem Produkt in den Markt, von dem ihr nicht wisst, ob es dafür ein Bedürfnis gibt? Yves’ Antwort ist simpel wie zeitgemäss. “Wir testen unsere Gaming Gear Insurance unter echten Bedingungen und erheben somit reale Zahlen. Sei das in Form von Abschlüssen oder über direkte, echte Reaktionen der Kunden. So lässt sich das Produkt individuell anpassen.” “Resonanz entsteht unter echten Marktbedingungen, das Verhalten im Umgang mit dem Produkt ist authentisch und umso gezielter können wir nachbessern. Das ist ein entscheidender Vorteil”, betont Marco. Corsin: “Momentan sind wir am Ausprobieren. Braucht es ein klassisches Versicherungsprodukt oder besteht der Bedarf in der Gaming Szene eher im Bereich Services? It’s all about trial and error.” Marco: “Wir bessern nicht selten mehrere hunderte Mal nach. Aber genau das ist das Tolle in unserem Job: die direkte Interaktion mit den Kunden und den Entwicklern. Ständig entsteht etwas Neues und du weisst im Prozess nie genau was am Ende rauskommt.”