Einfach mal abschalten und offline gehen.
Karrieretipps Einfach mal abschalten und offline gehen.
Kim Berrendorf 14. September 2016 Produktivität, #worklifebaloise
20 Minuten Zugfahrt und nichts zu tun? Auf einen Freund warten, der fünf Minuten zu spät zur Verabredung erscheint? Inspirationspause nötig oder auf der Suche nach Ablenkung? Zack, Smartphone raus und schon ist man Teil des grossen Online-Ganzen.

Selbstversuch

Wer kennt es nicht, das Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen – zu wollen? – um keine News, keine coolen Links, keine Mails, keine App-Nachrichten zu verpassen. Für viele ist offline sein der schlimmste Ernstfall.Genau diesen Ernstfall wollte ich selbst testen.

Ein Wochenende ohne Internet, Handy und Laptop.

Am Freitag die engsten Freunde informiert, der Familie Bescheid gesagt ("Bitte kein Militärsuchtrupp losschicken, ich mache nur ein Internet-freies Wochenende") und Freitagabend dann der grosse Shutdown.

Erkenntnisse aus der realen Welt

Verpasse ich gerade wichtige Neuigkeiten? Schreibt mir jemand via Whatsapp und ist beleidigt, gestresst oder macht sich Sorgen, weil ich nicht antworte? Was gibt’s Neues auf Facebook? Wer hat sich verlobt, wer feiert Geburtstag und hat schon wieder jemand meiner Digital World Freunde seinen Beziehungsstatus auf "es ist kompliziert" gewechselt? Treffe ich meine Kollegin da, wo wir uns verabredet haben? Und dieses neue Restaurant in der Innenstadt, wo ich mich am Sonntag verabredet habe – ich weiss ja gar nicht, wo das ist!

Am Anfang waren da viele Fragen

... und das Gefühl, seine Verbindung mit der Welt, mit dem grossen Ganzen, ein bisschen verloren zu haben.

Und dann die Erkenntnis: Eigentlich fühlt sich dieses Offline-Wochenende gar nicht so schlecht an. Eigentlich ist es ganz schön, mal nicht immer für alle erreichbar zu sein.

Und was mich am meisten überrascht hat 

Ich hatte wirklich mehr Zeit. Wie oft habe ich schon gesagt: Ich hätte gerne mal wieder Zeit, um ein Buch zu lesen! Oder mal wieder etwas Aufwändigeres zu kochen! Endlich den Bananenbaum richtig zu pflegen und nicht die Ausrede zu benutzen: Wenn es ihm so wichtig wäre, wäre er bestimmt schon längst alleine zum Wasserhahn gekrochen. Dieses Wochenende hatte ich problemlos Zeit dafür (gut, für den Bananenbaum kam leider jede Hilfe zu spät, er wäre vielleicht doch besser schon mal von selbst losgekrochen…).

Ich würde jetzt gerne berichten 

... dass ich nach dem "Schritt zurück ins digitale Leben" am Sonntagabend aber schon echt viel verpasst hätte. Habe ich aber nicht. Ich habe jedoch viel Zeit gewonnen, meine Kollegin wie verabredet getroffen und das neue Restaurant dank hilfsbereiten Mitmenschen schnell gefunden.

Langzeitfolgen

Wie viel Zeit wir online, ob via Handy oder Laptop verbringen, realisieren wir wohl erst, wenn wir mal bewusst darauf verzichten. Wem dies ein zu grosser Schritt ist, der kann sich aber auch eine App laden (zum Beispiel Moment), die den zeitlichen Handykonsum misst und sich danach Gedanken darüber machen.

Wie viele Stunden verbringe ich eigentlich in den Ferien damit, Geschäfts-Email zu lesen, die keine umgehende Antwort brauchen oder sich nach meiner Rückkehr schon erledigt hätten? Wie oft hole ich mein Handy hervor, um Zeit zu überbrücken, die ich auch mit Sinnvollerem füllen könnte? Und in welchen Dingen möchte ich die praktischen Tools von Handy und Laptop dann doch nicht mehr missen?

Ich persönlich werde wohl nun öfters offline-Tage einziehen und zwischendurch einfach mal wieder ein paar Stunden nicht erreichbar sein. Auch dem neuen Bananenbaum zuliebe.

Kurz und knackig

  • Apps wie Moment messen den persönlichen Handykonsum und geben ein gutes Bild davon ab, wie lange man sich im Web bewegt.
  • Sich immer mal wieder die Zeit nehmen, um über den eigenen Digital-Konsum nachzudenken: Wie oft lese ich in meiner Freizeit oder Ferien Geschäftsmails? Wie viele Minuten oder Stunden verbringe ich im Web, um mir Katzenvideos anzuschauen oder Pokémons nachzujagen?
  • Einfach mal für ein paar Stunden offline gehen: Auf welche hilfreichen Apps, Informations- und Kommunikationskanäle will ich nicht verzichten? Wie viel verpasse ich eigentlich, wenn ich mal offline bin? Und was gewinne ich? (Vielleicht hat ja sonst noch jemand unter euch unselbständige und vernachlässigte Pflanzen…)
Lesen und Abschalten. Unsere Baloise Geschichten. Alle Blogartikel