Eine Versicherung beruht auf dem Prinzip der Solidargemeinschaft. Eine grosse Zahl von Kunden ist Voraussetzung, dass eine Versicherung ihre Leistungen zur Verfügung stellen kann. Die Leistungen lassen sich wie folgt aufteilen: Risiko, Ersparnisse und Dienstleistung. Risiken sichern wir vorwiegend im Nichtlebengeschäft ab und ergänzen diese bei Bedarf mit Dienstleistungen. Risiko und Dienstleistung bieten wir auch im Lebengeschäft an, der Schwerpunkt liegt hier jedoch beim Sparen.
Um die Geschäftstätigkeit einer Versicherung und deren Wertgenerierung besser zu verstehen, ist die Bilanz ein guter Startpunkt. Hier wirken die vier wichtigsten Werttreiber einer Versicherung Hand in Hand:
- Vermögenswerte
- Technische Reserven Nichtleben
- Technische Reserven Leben
- Eigenkapital
Mit den Prämienzahlungen unserer Kunden kaufen wir Vermögenswerte, wie zum Beispiel Aktien, festverzinsliche Wertpapiere oder Immobilien. Mit den laufenden Erträgen aus diesen Kapitalanlagen stellen wir die Sicherheitsversprechen gegenüber unseren Kunden bei Risiken und Ersparnissen sicher.
Den Wert dieser Versprechen bilden wir auf der Passivseite der Bilanz in den technischen Reserven für das Nichtleben und Lebengeschäft ab. Damit wir zu jedem Zeitpunkt unser Versprechen gegenüber unseren Kunden halten können, müssen wir stets ausreichend Eigenkapital zur Verfügung haben. Wie viel Eigenkapital es mindestens braucht, bestimmen – neben unseren eigenen Berechnungen – auch die Anforderungen der Aufsichtsbehörden der Länder, in denen wir tätig sind. Das Eigenkapital wird uns von Investoren (Aktionären) zur Verfügung gestellt. Da es sich dabei um Risikokapital handelt, das im schlimmsten Fall verloren geht, fordern die Anleger dafür eine risikogerechte Entschädigung. Diese Entschädigung erfolgt in Form von Gewinnen, die über Dividenden oder einen steigenden Aktienkurs an die Investoren zurückfliessen. Dieser Kreislauf von Risikogeber (Kunde) und Risikonehmer (Aktionär) funktioniert also nur, wenn eine Versicherung Gewinne erwirtschaften kann. Das tut sie, wenn einerseits die Vermögenswerte möglichst profitabel investiert werden können und andererseits nicht mehr oder grössere Schäden eintreten, als die Versicherung in ihren technischen Reserven antizipiert. Die Aktionäre werden weiter das Eigenkapital zur Verfügung stellen, wenn der erwirtschaftete Gewinn in ausreichendem Verhältnis zum eingesetzten Kapital (Eigenkapitalrendite) steht.
Martin Hartmann ist seit 41 Jahren in der Versicherungsbranche tätig, wovon 35 Jahren in diversen Funktionen im Finanz- und Rechnungswesen. Seit 2020 ist er bei Baloise; aktuell ist er Senior Projektleiter bei Group Accounting & Reporting.